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Offener Lernraum im Trend: der Maker Space.

Autorin: Andrea Wachter

„Unsere Schüler und Schülerinnen genießen die Chance, eine größere Auswahl bei der Lernortwahl zu haben.“ Wenn Michaela Augsten über das Lernatelier der Loretto-Grundschule in Freiburg spricht, an der sie unterrichtet, kommt sie ins Schwärmen. Das Lernatelier ist im September 2022 an den Start gegangen, im Zuge der Schulerweiterung, die aufgrund einer wachsenden Zahl von Schüler*innen notwendig geworden war. So bekam die Loretto-Grundschule einen neuen Trakt mit neuen Klassenzimmern in ökologischer Bauweise und – so sah es das Konzept der Stadt Freiburg als Träger vor – mit erweiterten Lernraummöglichkeiten: Das „Lernatelier“ war geboren.

Vorteilhaft: Raumzonierung und flexibel anpassbares Mobiliar

Aufgrund ihres privaten Interesses für Skandinavien und Innenarchitektur wurde die Grundschullehrerin mit der Ausgestaltung des Lernateliers betraut. Durch ihrefrühere Lehrtätigkeit am Adolf-Reichwein-Bildungshaus kannte sie bereits die dänische Möbelmarke Højer Møbler mit ihrem innovativen Zap Concept, das Teile der stationären Schuleinrichtung durch mobile Arbeitsstationen ersetzt. Es ist alsonicht verwunderlich, dass viele Produkte aus dem Højer Møbler-Sortiment ins neue Lernatelier Einzug gehalten haben: so die Lernstation Zap Totem, die Zap Meeting-Arbeitstische mit Trennwänden als Sichtschutz und die Zap Wandleisten, die es ermöglichen, mit den Boards flexible Einzelarbeitsplätze an den Wänden zu schaffen. „Mit den Zap Boards als Schreibunterlage kann ich sogar Kleingruppen zum Arbeiten nach draußen schicken“, erzählt Augsten. Auch Zap Trolleys zum Aufbewahren der Boards, ein großer Gruppentisch für bis zu sechs Kinder, Stufenhocker für Grundschulkinder egal welchen Alters sowie die Sitzgelegenheiten Up N`Downs, die gleichzeitig als Raumtrenner dienen, finden sich im Lernatelierwieder. „Ich würde empfehlen, einen neuen Lernraum in Aktivzonen zum Arbeitenund in Ruhezonen für den individuellen Rückzug zu unterteilen und auf praktikables, vielseitig nutzbares Mobiliar zu setzen“, rät Augsten. „So kann ein- und derselbe Raum verschiedene Sozial- und Unterrichtsformen ermöglichen.“

 

Ein Raum für viele Funktionen

Das Lernatelier der Loretto-Grundschule wird tatsächlich vielseitig genutzt: für Projektarbeiten und Präsentationen, für Förderunterricht undHausaufgabenbetreuung, als Leseraum – eine kleine Bibliothek ist direkt angeschlossen – oder als Lernwerkstatt mit Lernstationen zum Ausprobieren. Auch vom Kollegium wird das Lernatelier für Teamsitzungen und Arbeitskreise verwendet.„Wir alle sind begeistert von den erweiterten Möglichkeiten!“, resümiert Augsten. Da sich ihre Schule aktuell im Digitalisierungsprozess befindet, sollen im Lernatelier zu einem späteren Zeitpunkt iPads zum Einsatz kommen, um das digitale Lernen in Kleingruppen zu fördern.

Selbstorganisation und Eigenverantwortung im Mittelpunkt

Selbstorganisiertes Lernen, eigenverantwortliches Arbeiten und Co-Working gewinnen in unserer modernen Arbeitswelt immer mehr an Bedeutung. Ein Lernraum, der diese Fähigkeiten besonders fördert, ist der Makerspace, ein offenerRaum für unterschiedliche produktive Aktivitäten mit leichtem Zugang zu Materialien, Technologien und Know-how, letzteres beispielsweise durch die Anbindung an eine Bibliothek. Viele Schulen wünschen sich die Etablierung eines Makerspaces, schrecken aber vor den vermeintlich hohen Anschaffungskosten zurück. Dabei lässt sich, wie im Fall des Lernateliers der Loretto-Grundschule, auch in kleinem Umfang starten. Der Makerspace kann dann im Laufe der Zeit mit zusätzlicher Ausstattung bestückt werden.

 

Die Ausstattung eines Makerspaces

Den traditionellen Frontalunterricht sucht man in einem Makerspace vergeblich. Schülerinnen und Schüler arbeiten stattdessen gemeinsam an der Entwicklung innovativer Lösungen und testen dabei ihr eigenes Wissen. Es geht darum, forschend zu lernen und spielerisch kreativ zu sein. Ideen werden vor Ort gleich in die Tat umgesetzt. Ein Makerspace kann deshalb Spielplatz für unterschiedliche Aktivitäten sein: für neue Medien, Fotografie, Elektronik, IT-Technologie, 3D-Drucker, Drohnen, Robotertechnologie und vieles mehr. Dementsprechend sind Makerspacesin der Regel mit moderner Technologie und funktionierender IT-Infrastruktur ausgestattet. Neben Arbeits- und Rechercheplätzen bietet er auch Platz für gemeinsame Gespräche und für die Präsentation von Ergebnissen.

Das FabLab Kids in München

Inzwischen sind für den Makerspace auch Begriffe wie FabLab oder Makerhub in Verwendung. Alle drei Begriffe umschreiben eine offene Werkstatt oder einen offenenLernraum für das gemeinsame Tüfteln und Arbeiten. Und nicht immer müssen Makerspaces, FabLabs oder Makerhubs in einer Schule untergebracht sein. Ein Beispiel hierfür ist das offene FabLab Kids in München mit einer 300 qm großen Hightech-Werkstatt und 200 qm großen Bildungsräumen. Hier können Kinderverschiedenste 3D-Druck, Minecraft, Programmier-, Elektronik-, Trickfilm- und Laserkurse belegen und dabei den Umgang mit allerlei Maschinen, Werkzeugen und Materialien erlernen. Unter der Woche kommen vormittags Schulklassen ab der ersten Jahrgangsstufe bis zur Oberstufe ins FabLab. Darüber hinaus werden Kursleiter*innen und Praktikant*innen zu aktuell zehn Kooperationsschulen geschickt.

„Unsere Anfänge reichen bis 2010 zurück, als wir begonnen haben, Fördermittel und Mitglieder zu suchen – und natürlich Räumlichkeiten, denn los ging es in einem Keller“, erzählt Birgit Kahler, Mitgründerin des FabLab München e. V. und Ansprechpartnerin rund um Bildungsthemen, Schulkooperationen und Kurse. Sie selbst unterrichtet Klassen ab der Jahrgangsstufe eins an verschiedenen Münchner Schulen und arbeitet außerdem in mehreren Erasmus+projekten mit. „Bei uns im FabLab werden selbst unmotivierte Schüler und Schülerinnen zum Lernen motiviert.“Schon ab fünf Jahren kann man mit einfachen Robotern das Programmieren erlernen, dritte Klassen können sich dem Thema Strom ganz spielerisch nähern, indem sie löten und Leuchtkarten anfertigen, um den Stromkreislauf zu sehen. „Uns ist es wichtig, bereits im Grundschulalter das Interesse an Materialien, Werkzeuge und Techniken zu wecken“, erzählt Kahler.

 

Räumlichkeiten, Technik und technikaffines Personal

Was es für die Einrichtung eines Makerspaces ihrer Meinung nach braucht? Natürlich einen Raum, außerdem einen oder mehrere technikaffine Lehrer und Lehrerinnen, die fürs Tüfteln brennen und im Reparaturfall auch mal selbst Hand anlegen können – Kunstlehrerinnen und -lehrer sind eigentlich prädestiniert dafür –, mehrere Rechner, einen 3D-Drucker und ein funktionierendes WLAN. Außerdem sei es wichtig, auch die Kinder selbst mit ihren Fähigkeiten einzubeziehen. So schließt Kahler das Gespräch mit einem positiven Ausblick: Im Prinzip geht alles. Die Freude am Tun ist das Wichtigste!“