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Von der Idee zum fertigen Schulmöbel

30.01.2024

Produktentwicklung bei den Möbelherstellern Højer Møbler und Flötotto Einrichtungssysteme

Vom ergonomisch geformten Stuhl bis zum flexiblen Lernraumkonzept – modernes Mobiliar verwandelt Schulen in zeitgemäße, motivierende Lernräume. Doch wie entstehen durchdachte Schulmöbel und wie sieht der Weg von der Idee bis zum fertigen Produkt im Klassenzimmer aus? LEARNING SPACE Notes hat dafür hinter die Kulissen des dänischen Möbel-Unternehmens Højer Møbler und des deutschen Schulmöbelherstellers Flötotto Einrichtungssysteme geschaut. 

ZWEI SCHULMÖBELHERSTELLER MIT ANSPRUCH UND ERFAHRUNG

Højer Møbler hat bereits mehr als 25 Jahre Erfahrung in der Entwicklung und Herstellung von Möbeln für den Bildungsbereich und Flötotto Einrichtungssysteme aus Gütersloh sogar über 50 Jahre. Beide Firmen bieten eine sorgfältig ausgewählte und durchdachte Produktpalette an, die aus funktionellen, anregenden und innovativen Lernraumlösungen besteht. Sie unterstützen dadurch neue Lehrmethoden und schaffen optimale Voraussetzungen zum Lernen. Dabei sollte das Schulmöbelstück sowohl funktional als auch designstark und ästhetisch anspruchsvoll sein.

AUS BEDÜRFNISSEN ENTSTEHT EIN NEUES MÖBELKONZEPT

Die Bedürfnisse der Zielgruppe sind für beide Firmen der Ausgangspunkt für neue Produktideen. Dabei orientieren sie sich auch an aktuellen wissenschaftlichen Studien aus der Sozial- und Kognitionsforschung. Christian Gustavsen, Manager für Produktentwicklung bei Højer Møbler, betont, dass Produktentwicklung beim konzeptionellen Entwicklungsprozess beginnt, der dann in den physischen Prozess mit allen Sicherheitsaspekten übergeht und an dessen Ende ein fertiges Produkt steht. Das Produktentwicklungsteam bei Flötotto Einrichtungssysteme ist im direkten Austausch mit Expert*innen, die sich um Schulen im Aufbruch kümmern – wie beispielsweise Rosan Bosch, Thomas Laqua und die Montag Stiftung sowie den Lernraumplaner*innen von Flötotto Learning Spaces (FLS). „Sie sind in den Schulen vor Ort, erkennen dort Bedarfe und erleben die Umsetzung von pädagogischen Konzepten“, so Andrea Schröter. Die Architektin ist für das Produktmanagement bei Flötotto verantwortlich und hat bereits selbst Schulen mitgeplant. „Die FLS-Lernraumplaner*innen leiten uns aktuelle Fragestellungen und Herausforderungen weiter. Wir analysieren, wie sich diese lösen lassen, und entwickeln daraufhin, wie sich diese Produkte in der Schule der Zukunft umsetzen lassen“, meint Mirko Mertens, der sein Designwissen in die Produktentwicklung bei Flötotto Einrichtungssysteme einbringt.

PRODUKTENTWICKLUNG DER SERIE FLEX TABLE BEI FLÖTOTTO – FLEXIBLES LERNEN MIT FLEXIBLEN MÖBELN

Der klassische Frontalunterricht weicht immer mehr dem selbstgesteuerten Lernen in Kleingruppen. Diese Art des Lernens verlangt dem Lernraum maximale Flexibilität ab. Deshalb ist es Flötotto in der Produktentwicklung besonders wichtig, dass die Möbel vielseitig einsetzbar sind. Der Erfolg gibt ihnen Recht: die FLEX-TABLE-Kollektion beinhaltet Schüler*innentische vom Einzel- und Doppelarbeitsplatz über Dreiecks-, Trapez- oder Gruppentische bis hin zum innovativen Fünfecktisch. Dank weicher Rollen können die Schüler*innen alle Tische jederzeit selbst und tatsächlich kinderleicht bewegen. FLEX TABLE sind speziell für den mobilen und flexiblen Unterricht gemacht und besitzen dank ihrer offenen Multiplex-Tischplatten eine Silent-Touch-Funktion. So entsteht im Schulalltag auch bei Umgruppierungen keine unangenehme Geräuschkulisse und die Tische werden effizient genutzt. Die gesamte FLEX-TABLE-Kollektion wurde aus den Bedürfnissen und aktuellen Problemstellungen im schulischen Alltag abgeleitet. Ein besonderes Merkmal ist ein sichtbarer Connector. Er verbindet das Tischbein mit der Tischplatte und dient als magnetische Haftfläche für diverse Zubehörteile. Die dicke, extrem stabile Multiplex-Tischplatte aller FLEX TABLE erspart auch die übliche Metallzarge, an denen sich wohl jeder schon einmal die Knie gestoßen hat.

VON DER STUDIENARBEIT ZUM INNOVATIVEN ZAP CONCEPT VON HØJER MØBLER

Auch bei Højer Møbler entwickelt man Produkte aus Schüler*innensicht. „Wir denken nicht nur in speziellen Möbeln, sondern vielmehr in Lösungen. Alle Schüler*innen haben unterschiedliche Bedürfnisse, je nach persönlicher Ausgangssituation oder Tagesform. Wir können auf diese in jeder Unterrichts-stunde eingehen. Das ist für mich eine besondere Eigenschaft all unserer Möbel, das muss kein bestimmter Tisch oder Stuhl sein, es ist eher die Art, wie wir insgesamt Lernräume gestalten“, fasst Gustavsen die Firmen-philosophie zusammen.

Als innovativste Art der Produktentwicklung beschreibt er das Auswerten von Studien, die den Rahmen für ein neues Möbelstück vorgeben. So war es beispielsweise beim Zap Concept. Eine dänische Studiengruppe war vor circa zehn Jahren bei Højer Møbler vor Ort und stellte fest, dass das Bedürfnis nach einem Möbelstück da war, das die Funktionen eines Tisches hat, aber aufgrund seines geplanten mobilen Einsatzes ohne Beine sein sollte. Es folgten Experimente mit Tischoberflächen und die Suche nach geeignetem Material. Schließlich fanden sie eine Produktionsfirma, die ein formbares und natürliches Material anbot, aus dem die einzigartigen Zap-Boards gefertigt werden können. Mittlerweile wurde um das Produkt der Zap-Boards das einzigartige Zap Concept als Produktserie entwickelt.

DER WEG DES MÖBELS VON DER IDEE BIS ZUM FERTIGEN PRODUKT

Wenn es eine neue Idee zu einem neuen Produkt gibt, wird eine technische 3-D-Zeichnung angefertigt, so sieht man auf den ersten Blick, wo es noch Möglichkeiten zur Optimierung gibt. Dann stehen finanzielle Überlegungen an, denn das Produkt muss am Ende auch wirtschaftlich herzustellen sein. Außerdem muss es allen Sicherheitsaspekten sowie rechtlichen Rahmenbedingungen genügen und in Deutschland zum Beispiel der DIN EN 1729 oder den TÜV-Bedingungen entsprechen. Wenn alle konstruktiven Vorbereitungen abgeschlossen sind, wird ein erster Prototyp „Produkt Nummer 0“ gefertigt und tritt eine ausführliche Testphase an. Die erste Phase erfolgt intern; hier werden die Vor- und Nachteile des Produkts besprochen und die Produktbeschreibungen entwickelt. In der zweiten Phase werden Schulen kontaktiert, um das neue Produkt zu testen. Erst wenn diese zwei Schritte erfolgreich abgeschlossen sind, geht es in die finale Produktion. Beim Zap Concept war die besondere Herausforderung, das richtige Material zu finden. So dauerte die Produktentwicklungsphase sogar acht Jahre. Produktvarianten und Sonderwünsche lassen sich schneller entwickeln, wenn der aufwendige Entwicklungsprozess schon einmal vollzogen wurde. Einfache Möbel, wie eine neue Tisch-Variante, bei denen auf bewährte Materialien zurückgegriffen werden kann, brauchen nur einige Wochen bis zur Produktreife. „Wenn wir das Material und die chemische Zusammensetzung kennen, müssen wir nicht durch den ganzen Zertifizierungsprozess gehen. Wichtig ist immer der mechanische Test, der sicherstellt, dass sich niemand verletzt“, erklärt Gustavsen.

DAS ENDPRODUKT – EINE FRAGE DER NACHHALTIGEN QUALITÄT

Um den höchsten Standards der Branche zu entsprechen, sind für Schulmöbel-Hersteller umfangreiche Zertifizierungen und Umweltfreundlichkeit sehr wichtig. Die Langlebigkeit der Produkte spielt eine große Rolle. Es werden Teile verschraubt, die mit einfachen Werkzeugen zu lösen sind und so auch leicht ausgetauscht werden können. Und wenn ein Möbel nicht mehr als Ganzes nutzbar ist, bietet Højer Møbler an, Teile upzucyceln. „Auch uns ist es bei der Produktentwicklung ein Anliegen, dass wir unseren CO2-Fußabdruck im Auge behalten“, unterstreicht Mertens von Flötotto. So sind beispielsweise alle Produkte grundsätzlich so konstruiert, dass sie sortenrein recycelt werden können und die Reparierbarkeit oberste Priorität hat. Beispielsweise ist die Sitzschale des PRO CHAIR aus reinem Polypropylen ohne jegliche Glasfaseranteile und ist damit voll recycelfähig. „Es macht unglaublich Spaß, den Bildungsbereich gemeinsam mit allen Akteuren wie den Lernraumplaner*innen der FLS, Schulen, Architekt*innen aber auch Monteuren nach vorne zu bringen und freier, flexibler und beweglicher zu gestalten“, beschreibt Mertens die ideale Produktentwicklung.